BONN // Die kurzfristige Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie ist für mittelständische Unternehmen kaum zu stemmen gewesen. Eine echte Beeinträchtigung des Absatzes durch TPD 2 sei jedoch nicht festzustellen.
Das machen Peter Wörmann und Bodo Mehrlein im Interview mit der DTZ deutlich. Wörmann ist Vorsitzender des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie (BdZ) und Mehrlein der Geschäftsführer.
DTZ: Das Statistische Bundesamt weist für das vergangene Jahr bei Zigarren und Zigarillos beim Netto-Banderolenbezug ein Plus von 3,2 Prozent auf mehr als drei Milliarden Stück aus. In dieser Menge sind die Ecozigarillos enthalten. Wie groß war der Absatz an klassischen Zigarren und Zigarillos 2016?
Bodo Mehrlein: Bei der Beurteilung der Versteuerungsstatistik muss man gerade im Segment Zigarren und Zigarillos auf verschiedene Faktoren achten. So ist oft der Vergleich zum Vorjahr in der Aussagekraft nur sehr eingeschränkt. Insgesamt kann man eindeutig einen rückläufigen Trend bei den Versteuerungszahlen ausmachen, der durch die Definitionsänderung, aber auch durch die Einführung der Mindeststeuer erreicht wurde.
Peter Wörmann: Nach unseren internen Statistiken und Schätzungen gehen wir bei den klassischen Zigarren und Zigarillos von einer Absatzmenge von 1,0 bis 1,1 Milliarden Stück aus.
DTZ: Wie viel Prozent dieses Absatzes entfallen in etwa auf die Mitglieder des Bundesverbandes der Zigarrenindustrie?
Mehrlein: Die Mitglieder des BdZ – hierbei handelt es sich meist um mittelständische Familienunternehmen – decken zirka 80 Prozent des klassischen Marktes ab.
DTZ: Inwieweit hat sich die Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD 2) auf die Absatzentwicklung ausgewirkt?
Wörmann: Die kurzfristige Umsetzung der Tabakproduktrichtlinie nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Absatzmärkten der EU war und ist für mittelständische Unternehmen, wozu auch das meinige zählt, kaum zu stemmen. In nur wenigen Wochen mussten Verpackungen beziehungsweise das Design umgestaltet werden. Vor diesem Hintergrund war es vollkommen natürlich, dass es bei manchen Produkten Lieferengpässe gegeben hat, die wir aber im Lauf der Zeit ausgleichen konnten. Eine echte Beeinträchtigung des Absatzes durch TPD 2 können wir nicht feststellen. Die Rückgänge des Zigarrenmarktes werden eher durch andere Faktoren beeinflusst.
Mehrlein: Grundsätzlich hat es bei Zigarren und Zigarillos keine gravierenden Veränderungen bei den Warnhinweisen und somit bei dem äußeren Erscheinungsbild gegeben. Der Gesetzgeber hat Zigarren und Zigarillos – die Genussartikel sind, welche meist von Männern gehobenen Alters geraucht werden – von den sogenannten Schockbildern ausgenommen. Da es kein Jugendschutzproblem gibt, und wir von einem Nischenprodukt reden, besteht hier kein Handlungsbedarf. Ein Zusammenhang zwischen Absatz und TPD 2 kann somit nicht hergestellt werden. Außerdem ist der Zigarrenmarkt bereits seit vielen Jahren rückläufig.
DTZ: Wie ist die Nachfrage nach klassischen Zigarren und Zigarillos im laufenden Jahr?
Mehrlein: Laut der Versteuerungsstatistik von Destatis ist der Bezug von Banderolen in den ersten vier Monaten auf 878 Millionen Stück gegenüber 1157 Millionen Stück im vergleichbaren Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von 24,1 Prozent. Für den klassischen Bereich gehen unsere internen Statistiken von einem Rückgang von 1,8 Prozent aus.
red/da
Lesen Sie das vollständige Interview sowie die Zigarren-Dokumentation in unserer Printausgabe DTZ 26/17.