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  • Reger Dialog mit Partnern

    HAMBURG // Der Arbeitgeberverband der Cigarettenindustrie (AdC) besteht seit 70 Jahren. Die mächtige Interessenvertretung trägt auch eine hohe Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern. Das zeigt der Blick in die Geschichte.

    Am 19. Juli 1950 trafen sich in Frankfurt am Main Vertreter von 17 Tabakfirmen zur Gründungsversammlung des Arbeitgeberverbandes der Cigarettenindustrie. Heute bündelt der Verband die Arbeitgeberinteressen der vier großen auf dem deutschen Markt tätigen Zigarettenfirmen British American Tobacco (Germany), JT International Germany, Philip Morris und Reemtsma Cigarettenfabriken. Der Verband vertritt die Industrie in der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und gegenüber der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), insbesondere bei Tarifverhandlungen.

    Gründung 1950
    Als sich die Gründungsmitglieder, unter anderem die Firmen Kosmos, Muratti, Gerdami, Haus Neuerburg, Reemtsma, Kyriazi Frères, Patras, Liberty, Garbaty und Austria in Frankfurt im „Haus der Kochkunst“ trafen, waren turbulente Jahre seit dem Ende des Krieges vorausgegangen. Man hatte das Fehlen eines Zusammenschlusses der Arbeitgeber als strategischen Nachteil erkannt. Im Protokoll der Gründungsversammlung heißt es, den „Luxus, für ihre Arbeitgeberinteressen keine Vertretung zu haben, könne sich unsere Industrie einfach nicht leisten. Die Gewerkschaften hätten diese Schwäche seit Jahren erkannt, und es nicht nur als ein gutes Recht, sondern als ihre Pflicht betrachtet, diese schwache Stellung auszunutzen“. Von den „übersteigerten Löhnen in der Hamburger Industrie in den Jahren 1949 und 1950” ist die Rede, und es wird das Fazit gezogen, der einzelne Arbeitgeber sei selbstverständlich immer schwach gegenüber einer Gewerkschaft“.

    Kämpferischer Auftakt
    Nach diesem eher kämpferisch geprägten Start des Verbandes entwickelte sich in der Folgezeit ein zwar nicht spannungsfreies, aber durchaus gutes Verhältnis zur Gewerkschaft, das sich für beide Seiten als vorteilhaft herausstellte.
    Statt für Arbeitskämpfe entschied man sich für Diskussionen. Es wurde gestritten, aber der Wille zum Ausgleich und zur Verständigung mit der jeweils anderen Seite war da.

    Da spielte es sicher eine Rolle, dass die Mittel für den Ausgleich in der Industrie vorhanden waren. Gleichzeitig waren auch der Respekt vor der Leistung der Arbeitnehmer und das Verständnis vorhanden, dass diese eine faire Gegenleistung verdienten. Nicht zuletzt bestimmte der kommerzielle Hintergrund die Situation: In einer Zeit wachsenden Konsums und des Kampfes um Marktanteile musste die Verfügbarkeit der Ware im Vordergrund stehen. Niemand wollte sich eine Blöße durch „out of stocks“ (deutsch: nicht vorrätig) geben.

    Diese Umstände waren die Grundlage für eine Entwicklung, die die Zigarettenindustrie zu einem sozialpolitischen Vorreiter machte.

    Erfolg der Gewerkschaft
    Im Jahr 1959 wurde in der Zigarettenindustrie als erster Branche die 40-Stunden-Woche eingeführt. Die Metallindustrie folgte erst 1967, und auch Ende der 1960er-Jahre arbeiteten die meisten Arbeitnehmer in Deutschland 41 Wochenstunden und mehr.

    Die 40-Stunden-Woche war nicht der erste und blieb nicht der letzte Erfolg der Gewerkschaft. Schon 1952, also lange bevor das Betriebsverfassungsgesetz in Kraft trat, hatten die Arbeitgeber dem Betriebsrat ein Mitbestimmungsrecht bei Einstellung und Entlassung zugestanden. Die „Sudermühlen“-Regelung von 1978, ausgehandelt zwischen dem damaligen Verbandsvorsitzenden, dem Reemtsma-Personalvorstand Ernst Zander, und der NGG, sorgte als erste Vorruhestandsvereinbarung in der Industrie für riesigen Wirbel im Land und wurde Vorbild für den späteren gesetzlichen Vorruhestand. Als erste Branche führte die Zigarettenindustrie einen gemeinsamen Tarifvertrag für Arbeiter und Angestellte ein, als erste Branche zahlte sie 14 Monatsentgelte im Jahr. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.

    Umfangreiche Restrukturierungen
    Aber auch in die andere Richtung setzte man erfolgreich auf Konsens. In der Zeit großen internationalen Wettbewerbsdrucks der 1990er-Jahre willigte die Gewerkschaft in eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 37,5 Stunden ein – auch das ohne Vorbild in anderen Branchen. 2005 setzte man umfangreiche Änderungen im Manteltarifvertrag um, um den Wettbewerbsbedingungen Rechnung zu tragen. An vielen schwierigen Strukturveränderungen und dem immer wieder notwendigen Personalabbau wirkten die Arbeitnehmervertreter konstruktiv mit, immer unter sehr wirksamer Wahrung der Interessen der betroffenen Mitarbeiter. Auch die Sozialpläne in der Zigarettenindustrie setzten Maßstäbe.
    Bis heute sind die Industriebeziehungen in den Betrieben und auf Branchenebene vom Gedanken der Partnerschaft geprägt. Es gibt wohl kaum eine Branche in Deutschland, die von sich sagen kann, sie habe in 70 Jahren keinen einzigen Arbeitstag durch Arbeitskämpfe verloren. Genau das gilt aber für die Zigarettenindustrie. Betriebsräte werden in gemeinsam von AdC und NGG veranstalteten Seminaren ausgebildet, und zwischen den Tarifverhandlungen wird ein reger Dialog gepflegt. Auch in den Betrieben und Unternehmen werden Konflikte ausschließlich intern beigelegt, die Anrufung der Einigungsstelle ist nicht üblich. Nicht zuletzt sind die Betriebsräte und die Funktionsträger der Gewerkschaft wichtige Partner der Industrie und einflussreiche Meinungsbildner in Fragen der Industriepolitik.

    Die aktuelle Arbeit des Verbandes ist geprägt von der Situation der Branche, die eine Phase beispielloser Innovation ihrer Produkte, aber auch von Geschäftsmodellen und Arbeitsweisen erlebt. Dazu braucht es Regeln, die moderne Arbeitsformen mitdenken und den Organisationen im Wandel einen verlässlichen Rahmen bieten.

    Ausgezeichneter Ruf
    Als Arbeitgeber hat die Zigarettenindustrie auch heute einen ausgezeichneten Ruf. An ihren Standorten gehören die Unternehmen zu den ersten Adressen am Arbeitsmarkt und landen in den einschlägigen Rankings als Top-Arbeitgeber regelmäßig auf Spitzenplätzen. Sehr oft bleiben die Mitarbeiter den Unternehmen ein Arbeitsleben lang treu und Karrieren „vom Azubi zum Chef des Verkaufs“ sprechen für die Durchlässigkeit und Leistungskultur. Auch internationale Karrieren in den sämtlich zu internationalen Gruppen gehörenden Firmen sind nicht selten und führen bis in internationale Spitzenjobs. Durch die systematische Förderung des Nachwuchses in Ausbildungsprogrammen, Kombinationen von Studium und Ausbildung und ausgezeichneten Traineeprogrammen für Hochschulabsolventen legen die Firmen die Grundlage für diese Karrieren. Da sich solche Programme in vergleichbaren Märkten nur selten finden, sind die deutschen Organisationen für die globalen Unternehmen oft so etwas wie ein „Steinbruch“ für Nachwuchskräfte.

    Diese Qualitäten als Arbeitgeber führten, ebenso wie das kooperative Modell der Industriebeziehungen, zur Entwicklung hochqualifizierter, leistungsfähiger und schlagkräftiger Organisationen mit großer Motivation und Loyalität.

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  • Verbraucherstimmung hellt sich allmählich auf

    BERLIN // Das HDE-Konsumbarometer für Juli macht deutlich, dass die Verbraucherstimmung wie schon in den vergangenen beiden Monaten weiter ansteigt. Allerdings ist die Kaufneigung nach wie vor niedrig und noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Im Zuge sich aufhellender Konjunkturerwartungen seitens der Verbraucher sind auch deren Einkommenserwartungen weiter angestiegen. Das ist jedoch noch kein Zeichen für eine Entwarnung, heißt es beim Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin. Ob die Verbraucherstimmung sich wieder nachhaltig aufhellen kann, hängt in den kommenden Monaten vor allem vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie ab.

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  • „Erste Hilfe“ für die gebeutelte Zigarrengastronomie

    BAD WIMPFEN // Hotels und Gaststätten wurden vom Lockdown im Frühjahr besonders hart getroffen. Einen kleinen Beitrag zur Unterstützung leistete das Bad Wimpfener Fachgeschäft Zigarren Klenk.

    Nur wenige Branche litten unter der Corona-Krise so stark wie die Gastronomie. Ab Mitte März ging nichts mehr – Kneipen und Restaurants mussten von heute auf morgen schließen, um dort die Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Mit katastrophalen wirtschaftlichen Folgen: Selbst Restaurants mit drei Michelin-Sternen baten ihre Gäste um Spenden, da ihre Finanzdecke wegen geringer Gewinnmargen häufig extrem dünn ist. Bis heute sind Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen in dieser Branche an der Tagesordnung.

    Schwerpunkt "Braunes Gold"
    Durch den Shutdown flammten auch im Einzelhandel Existenzängste auf: Wie geht es weiter? Wie stark werden die Umsätze einbrechen? Wann darf wieder geöffnet werden? Bei Zigarren Klenk in Bad Wimpfen hatte man plötzlich Zeit, die Dinge zu erledigen, die sonst im Tagesgeschäft immer hinten anstehen. Und es blieb Zeit zum Nachdenken.
    Seit vielen Jahren betreut Inhaber Jochen Klenk die zigarrenfreundliche Gastronomie, beliefert sie mit dem „braunen Gold“, bietet Crashkurse an und organisiert Events. Dafür investiert er rund die Hälfte seines Wochenpensums. Die Achillesferse an diesem Geschäftszweig ist aber die korrekte Lagerung der Zigarren. Denn wird sie vom Gastronomen vernachlässigt, ist die ganze Mühe umsonst. „In diesen schweren Zeiten kämpft die Gastronomie um ihr Überleben. Das Letzte woran man dabei denkt, ist sicher die Zigarre“, macht sich Klenk berechtigte Sorgen. Sein Horrorszenario: „Wenn nach einiger Zeit die Menschen wieder ins Restaurant gehen, um bei schönem Wetter auf der Terrasse zu sitzen, zu essen und zu trinken und sich zum Abschluss eine gute Zigarre zu bestellen – und dann wird ihnen ein vertrocknetes Produkt gereicht.“

    Unkomplizierte Unterstützung
    Um das zu vermeiden, stellten er und sein Team „Erste-Hilfe-Pakete“ zusammen: „Im Keller hatten wir noch sehr viele leere Flor-de-Copan-Toro-Kisten, weil das unsere meistverkaufte Nichtkubanische ist“, berichtet der Händler. In die Kisten wurden Boveda Befeuchtungspacks, lange Streichhölzer und ein Cutter gelegt. Dann wurden die Pakete zusammen mit einem freundlichen Anschreiben nach dem Motto: „Wir vergessen Dich nicht“, verschickt. Jochen Klenk: „Wir wollten unsere Gastronomen einfach aufmuntern und moralisch unterstützen, damit sie wissen, dass wir da sind, wenn sie uns brauchen.“ Unterstützt wurde die Aktion von der Firma Kohlhase & Kopp.

    Positive Rückmeldungen
    „Das Feedback war sehr positiv, die Geschichte wurde von vielen Menschen im sozialen Netzwerk verbreitet“, erklärt der Einzelhändler. Schmunzelnd denkt Klenk an die erstaunten Reaktionen der Postmitarbeiter, als die etwa 120 frankierten Zigarrenkisten in die DHL-Filiale gebracht wurden. Aber mit seinem Anliegen meinte er es ernst: „Es ist einfach wichtig, dass die Zigarre nicht vergessen wird. Letztlich ist es egal, welcher Händler nun die Gastronomie beliefert – das Produkt muss gepflegt werden.“ Als angenehmer Nebeneffekt gingen bei dem Fachgeschäft nach kurzer Zeit auch Bestellungen ein. Doch wie viele seiner Gastrokunden die Corona-Krise überleben werden, kann Jochen Klenk bislang nicht abschätzen: „Seit Covid-19 ist unsere Kundenbetreuung um zwei Drittel zurückgegangen.“

    esa

  • Spürbare Erholung im Einzelhandel

    WIESBADEN // Nach massiven Rückgängen im März und April wegen der Corona-Krise stiegen die Umsätze im Einzelhandel im Mai wieder an. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) setzten die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland real, also preisbereinigt, 3,8 Prozent und nominal (nicht preisbereinigt) 4,6 Prozent mehr um als im Mai 2019. Und das, obwohl der Mai im vergangenen Jahr mit 25 Verkaufstagen sogar einen Verkaufstag mehr hatte.

    Klarer Aufwärtstrend
    Kalender- und saisonbereinigt war der Umsatz im Mai im Vergleich zum April 2020 real um 13,9 Prozent und nominal um 13,4 Prozent höher. Damit konnte der Einzelhandel die Corona-bedingten Umsatzeinbußen der Vormonate wieder ausgleichen. Gleichzeitig war dies der stärkste Anstieg gegenüber einem Vormonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Gründe hierfür sind die Geschäftsschließungen bis Mitte April und die anschließenden Lockerungen. Im April war der Umsatz noch real um 6,5 Prozent und nominal um 6,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken.
    Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im Mai real 4,9 Prozent und nominal 8,4 Prozent mehr um als im Mai 2019. Dabei lag der Umsatz bei den Supermärkten, SB-Warenhäusern und Verbrauchermärkten real 6,4 Prozent und nominal 9,9 Prozent über dem des Vorjahresmonats. Der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln setzte im entsprechenden Vergleich hingegen real 6,6 Prozent und nominal 3,0 Prozent weniger um.

    Ungewöhnliche Veränderungen
    Im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln stiegen die Umsätze im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat real um 3,5 Prozent und nominal um 3,3 Prozent. Das größte Plus zum Vorjahresmonat mit real 28,7 Prozent und nominal 28,8 Prozent erzielte der Internet- und Versandhandel. Veränderungsraten dieser Größenordnung sind selbst in dieser sehr dynamischen Branche ungewöhnlich und somit zu einem erheblichen Teil auf einen Sondereinfluss der Corona-Pandemie zurückzuführen.

    Branchenunterschiede
    Deutlich zugenommen hat auch der Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf mit einem realen Plus von 8,6 Prozent. Noch nicht wieder auf dem Vorjahresniveau sind dagegen der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren und der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser) mit real minus 22,6 Prozent beziehungsweise minus 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

    pnf

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    heute möchte ich Sie motivieren. Wir, die gesamte Redaktion, freuen uns über Ihre Zuschriften. Wenn es um Missstände geht – schicken Sie uns eine Mail. Wenn Sie Ihre Meinung zu aktuellen Ereignissen der Branche kundtun möchte – schreiben Sie uns. Und wenn Sie mit uns zufrieden sind, freuen wir uns natürlich auch über einen Hinweis.
    Warum ich das an dieser Stelle sage? Weil es für uns wichtig ist zu erfahren, was Sie bewegt, womit Sie sich auseinandersetzen müssen, worüber Sie sich ärgern. Je mehr wir von Ihnen erfahren, umso einfacher ist es für uns, Problemen nachzugehen oder Sachverhalte aufzuklären. Alle Ansprechpartner finden Sie im Impressum der gedruckten DTZ und natürlich können Sie mich direkt anmailen: marc.reisner@konradin.de.

    Krise schwelt weiter
    Sommer, Ferienstimmung und niedrige Ansteckungsraten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Krise längst nicht vorbei ist. Wobei die Corona-Auswirkungen unterschiedlich stark ausfallen. Eine ganze Reihe von Unternehmen scheint sich mit Hilfe staatlicher Hilfen und Kurzarbeitergeld zumindest auf solidere Füße stellen zu wollen. Aus einem Verlag hörte ich, er stehe nach drei Monaten Lockdown deutlich besser da als zuvor. Viele andere, insbesondere kleinere Firmen bangen um ihre Existenz. 21 Prozent der Einzelhändler stecken in erheblichen Schwierigkeiten. Und Ökonomen rechnen für den Herbst mit einer wahren Pleitewelle. Aber Berlin schüttet ja mit vollen Händen aus…

    Man kann über Corona durchaus geteilter Meinung sein. Über viele Entscheidungen aus Berlin jedoch nicht. Leider.

    Kommen sie gut durch diese Woche.

    Herzlich, Marc Reisner, Chefredakteur DTZ

  • Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    vor wenigen Tagen bekam ich die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP auf den Tisch. Darin ging es um den Themenbereich „Rauchen und Covid-19“. Kern der Antwort: Raucher sind weniger häufig betroffen. Da dies jedoch – gerade in Zeiten neuer Werbeverbote – politisch nicht opportun ist, bemängelt die Bundesregierung gleich im nächsten Satz die Methodik der Untersuchung. Dazu zählten eine Verzerrung aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzung der Vergleichsgruppen, eine unterschiedliche Altersstruktur zwischen Covid-19-Patienten und der Allgemeinbevölkerung, mangelnde Datenqualität und soziale Erwünschtheit im Antwortverhalten. Übrigens: Basis der Untersuchung sind 102 internationale Studien, davon 81 klinische. Um es ganz deutlich zu sagen: Berlin hält 102 internationale Forscherteams für so vertrottelt, dass diese gewissermaßen Plus und Minus verwechseln…


    Wo ist die Relevanz?

    Wie Informationen gezielt manipuliert werden, zeigt auch – nur ein Beispiel – eine Meldung, die ich bei „ntv“ gefunden habe. Unter der Überschrift „Studie zu Langzeitfolgen: Hirnschäden trotz milden Covid-19-Verlaufs“ weisen die Redakteure auf eine aktuelle Untersuchung aus London hin. Geben Sie es zu: Die Headline jagt auch Ihnen einen Schauer über den Rücken. Schauen wir mal auf die Details. Ob „Fieberwahn“ nun tatsächlich zu den potenziell tödlichen Komplikationen zählt, mag dahingestellt sein. Dass die meisten Fälle vorübergehend waren und damit eben nicht zu den Langzeitfolgen zählen, rückt Einiges zurecht. Dass an der Studie gerade 43 Patienten beteiligt waren, bei denen Covid-19 „nachgewiesen oder vermutet wurde“, wertet die Relevanz erheblich ab. Und wenn die Forscher zum Abschluss mit der Aussage zitiert werden, dies bedeute nicht, dass Hirnschäden bei Covid-19 weit verbreitet seien, geht die Aussagekraft gegen 0. Ach ja: Falls Sie nicht genug haben, googeln Sie doch einfach mal „Influenza“ und „Hirnschäden“ – Sie werden überrascht sein (oder vielleicht auch nicht), wie sich die Aussagen gleichen.

    Ich wiederhole mich: Mir ist klar, dass Covid-19 keine normale Grippe ist. Was mich immer wieder aufregt sind die traditionellen Medien, die ihrer Pflicht zur neutralen Berichterstattung nicht nachkommen. Und es ist die immer noch grassierende Lust an der Panikmache.

    Und damit, liebe Leserinnen, liebe Leser, bleibt mir nur noch, Ihnen zuzurufen: Ich habe fertig!

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

    Herzlich, Marc Reisner, Chefredakteur DTZ

  • Schwacher Steuereffekt

    MAINZ // Verbraucher profitieren kaum von der niedrigeren Mehrwertsteuer: Im Vergleich zum Juni sanken die Preise für die Mehrheit der Produkte zwar – im Schnitt aber nur um 1,13 Prozent. Das zeigt eine Studie des Verbraucherforums Mydealz.de:

    Vorfeld
    Die Senkung der Mehrwertsteuer hatte bereits im Vorfeld nur bei wenigen Verbrauchern Vorfreude ausgelöst. Die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) erwartete allenfalls eine „Teil-Entlastung auf der Nachfrageseite“. 64 Prozent einer repräsentativen Gruppe befragter Verbraucher waren sich sicher, nicht von der Mehrwertsteuerreform zu profitieren.

    Marktpreise
    Zu recht, wie eine Studie des Verbraucherforums Mydealz zeigt. Mydealz hatte Mitte Juni und Anfang Juli händlerübergreifend die durchschnittlichen Marktpreise von insgesamt 1000 Produkten aus zehn verschiedenen Warengruppen ermittelt. Verbraucher profitierten demnach kaum von der niedrigeren Mehrwertsteuer. Zwar waren 56 Prozent der Produkte günstiger als Mitte Juni. Nur bei 29,8 Prozent der analysierten Produkte war der Preis jedoch um mehr als 2,5 Prozent gesunken. Jedes vierte Produkt (25,45 Prozent) war sogar teurer als im Juni.


    Preisvorteil

    Eine um drei Prozent niedrigere Mehrwertsteuer bringt für Verbraucher rein rechnerisch einen Preisvorteil von 2,5 Prozent – wenn Händler den Steuervorteil an ihre Kunden weiterreichen. Tatsächlich kosteten die 1000 von Mydealz für die Stichprobe zufällig ausgewählten Produkte Mitte Juni durchschnittlich 144,77 Euro. Anfang Juli betrug ihr Preis 143,13 Euro, also 1,13 Prozent (1,63 Euro) weniger.

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  • E-Zigarette: Geeignet zum Rauchausstieg

    BERLIN // Der Verband des E-Zigarettenhandels (VdeH) hat in einer bundesweiten Umfrage unter Lungen- und Hausärzten festgestellt, dass Fragen zum Dampfen zwar in den Arztpraxen angekommen sind, Patienten und Ärzte aber vielfach noch nicht die jüngsten Forschungsergebnisse zur möglichen Rolle der E-Zigarette beim Rauchausstieg kennen.

    Ergebnisse
    Michal Dobrajc, Vorsitzender des VdeH, wertet die Ergebnisse der Umfrage als Beleg dafür, dass über die E-Zigarette weiter informiert werden müsse. Er sagte: „Die E-Zigarette ist nicht der Einstieg in eine Raucherkarriere, sondern das Gegenteil. Die E-Zigarette kann eine wichtige Rolle bei der Zurückdrängung der klassischen Zigarette spielen. Aber dafür muss die Aufklärung in den Arztpraxen intensiviert werden. Wir fordern, dass die E-Zigarette als Rauchausstiegsprodukt in die AWMF-Richtlinie aufgenommen wird.“

    Entscheidungsfindung
    Die „AWMF-Leitlinien“ der wissenschaftlichen, medizinischen Fachgesellschaften sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung und sollen die Mediziner in spezifischen Situationen unterstützen. Die entsprechende Leitlinie wird derzeit überarbeitet.

    Rauchausstieg
    66 Prozent der befragten Ärzte gaben an, dass sie regelmäßig zum Rauchausstieg befragt würden. Damit ist die Beratung zum Rauchausstieg eine besonders häufig nachgefragte Tätigkeit von niedergelassenen Ärzten in Deutschland. Die Mediziner, die sich regelmäßig mit Fragen ihrer Patienten zum Thema Rauchausstieg auseinandersetzen, werden auch überdurchschnittlich häufig zur E-Zigarette als Rauchausstiegsprodukt befragt. So gaben 61 Prozent dieser Ärzte an, dass sie von ihren Patienten über die Geeignetheit der E-Zigarette als Rauchausstiegsprodukt befragt werden. Bundesweit erhält nahezu jeder zweite Arzt (48 Prozent) regelmäßig Fragen zur E-Zigarette als Rauchausstiegsprodukt.

    Umfrage
    Die bundesweiten Umfrageergebnisse offenbaren, dass 46 Prozent der Ärzte, die regelmäßig zum Rauchausstieg beraten, regelmäßig auf die AWMF-Leitlinie zurückgreifen, um einen passenden Behandlungsansatz für ihre Patienten zu wählen.

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  • ITS Hub: Messe in Corona-Zeiten

    DORTMUND // Anlässlich der Verschiebung der diesjährigen InterTabac und InterSupply präsentieren die Messe Dortmund GmbH als Veranstalter und die Partnerverbände des Tabakwarenhandels den „ITS Hub“, der am 3. und 4. November 2020 stattfindet. Die Veranstaltung bietet einerseits ein zweitägiges „Konzentrat“ von InterTabac und InterSupply und andererseits einen neuartigen Mix aus Präsenzveranstaltung und virtueller Plattform. Damit ist der „ITS Hub“ die perfekte Zwischenlösung, bis die beiden Messen wieder in bisheriger Form in den Dortmunder Messehallen stattfinden können. Die nächste „normale“ Ausgabe von InterTabac und InterSupply ist für den 16. bis 18. September 2021 geplant.

    Wunsch der Tabakbranche
    Der Wunsch der Tabakbranche nach fachlichem und vor allem persönlichem Austausch, der Möglichkeit zur Präsentation von Neuheiten und Gesprächen mit dem Fachhandel besteht trotz des Corona-Virus. Der „ITS Hub“ bietet diese Chance. Dabei handelt es sich um einen modernen Mix aus Präsenzveranstaltung und Digitalplattform, wie Sabine Loos erläutert: „Unsere Veranstaltung bringt das Beste aus allen Welten zusammen: Die Vielfältigkeit der Tabakbranche und der Tabakproduktion sowie die Vorteile einer analogen Messe in Kombination mit einer digitalen Veranstaltung. Dazu haben wir einerseits einen Präsenzbereich geplant, auf dem ‚Präsenzspots‘ an die Stelle der klassischen Messestände treten. Hier haben jeweils ein bis vier Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren und dann für weiterführende Gespräche oder Produktproben an separate Kommunikationsinseln zu wechseln – beides ganz im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben, da sowohl Zwischenwände als auch ausreichend Platz zwischen den einzelnen Spots sowie breite Flure die Einhaltung der Abstandsregeln sicherstellen“, erklärt die Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH. „Zusätzlich gibt es einen Bühnenbereich und einen ‚Videospot‘, die die reale mit der digitalen Welt verbinden. Denn das Bühnenprogramm wird 1 : 1 ins Internet übertragen – genauso wie die Inhalte des ‚Videospots‘, den Unternehmen und Medienpartner für Interviews und Produktpräsentationen nutzen können“, führt Loos weiter aus.

    Innovative Technik
    Damit die Gespräche vor Ort und die Live-Streams störungsfrei ablaufen können, setzen die Veranstalter auch vor Ort auf innovative Technik: Alle Teilnehmer haben die Möglichkeit, verschiedene Audioquellen auf ihr Smartphone zu übertragen und dem Programm mit eigenen Kopfhörern zu folgen. In der Messehalle gibt es natürlich auch die Option, sich Kopfhörer zu leihen.

    Digitale Plattform
    Zentraler Anlaufpunkt im Internet ist eine digitale Plattform, auf der sich Fachbesucher registrieren und das Programm vor Ort verfolgen, Messerundgänge anschauen oder an interaktiven Tastings teilnehmen können. „Der Abruf der digitalen Inhalte ist übrigens kostenfrei“, erläutert Steffen Kahnt, Geschäftsführer des Handelsverband Tabak (BTWE). „Damit alle Teilnehmer ein möglichst ‚normales‘ Messeerlebnis haben, setzen wir bei den Live-Streams des Bühnenprogramms und den individuellen Produktpräsentationen – die übrigens simultan übersetzt werden – auf Tools, die eine direkte Interaktion möglich machen. So können sowohl Online-Teilnehmer als auch Besucher vor Ort Fragen zu Vorträgen oder Produktpräsentationen stellen. Darüber hinaus bereiten wir derzeit Angebote wie Tabakwaren-Produktproben vor, die unsere Aussteller und Partner zu verifizierten Nutzern nach Hause schicken. So bleibt einer der Kerne von InterTabac und InterSupply – das Riechen, Schmecken und Erleben der verschiedenen Produkte – auch während der Pandemie weiter erhalten“, ergänzt Loos.

    Das innovative Format trifft bei Branchenvertretern auf großes Interesse: „Die ersten Plätze sind bereits gebucht“, erklärt Loos.

    Mehr Informationen unter:[link|http://www.its-hub-dortmund.de/startseite/] http://www.its-hub-dortmund.de[/link]

    red

  • Stühlerücken im DKFZ

    HEIDELBERG // Am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg steht ein personeller Wechsel bevor.

    Die bisherige Leiterin Ute Mons verlässt Heidelberg in Richtung Köln. „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich zum Universitätsprofessor an der Uniklinik Köln (UKKoeln) ernannt worden bin“, schreibt Mons in Englisch auf ihrem Twitter-Account. Sie sei stolz, dem Herzzentrum beizutreten und freue sich, in ihre Heimatstadt zurückzukehren.

    red