BERLIN // Michael von Foerster, Hauptgeschäftsführer beim [link|https://www.verband-rauchtabak.de/]Verband der Rauchtabakindustrie (VdR)[/link], hat sich Gedanken zu Werbeverboten und individueller Freiheit gemacht. Lesen Sie hier seinen Gastbeitrag.
Werbeverbote sind immer ein Angriff auf die Freiheit. Ob es um Zucker oder Tabak geht – die Idee, dass der Staat entscheidet, welche Produkte beworben werden dürfen und welche nicht, ist unvereinbar mit den Prinzipien der freien Marktwirtschaft und den Prinzipien des mündigen Bürgers.
Aufgabe des Staates
Es ist nicht Aufgabe des Staates, das Konsumverhalten seiner Bürger zu lenken oder einzuschränken. Es ist Aufgabe der Verbraucher, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen dieser Entscheidungen zu tragen. Besonders, wenn es sich um alltägliche Genussprodukte handelt.
Doch der staatliche Paternalismus ist auch hier auf dem Vormarsch. Das Tabakwerbeverbot war nur der Anfang, das geplante Zuckerwerbeverbot ist der nächste logische Schritt staatlicher Übergriffigkeit. Es geht vorgeblich um den Schutz von Kindern und den Kampf gegen das Übergewicht. Hehre Ziele – wie könnte man dagegen sein? Doch die Problematik reicht tiefer, schafft sie doch erneut einen Präzedenzfall für staatlichen Verbotismus.
Unmündiger Konsument
Der Bürger wird hierbei einmal mehr zum unmündigen Konsumenten degradiert, der ohne Bürokraten, die ihm unter die Arme greifen, nicht in der Lage ist, sich gegen süße Versuchungen oder den ein oder anderen Zug an einer Zigarette zu erwehren. Selbst die Kindererziehung traut man den Eltern im Land anscheinend nicht mehr zu, dafür braucht man neuerdings die tatkräftige Unterstützung von Bundesministern.
Und dennoch gibt es auch in unserer Branche Industrievertreter, die dem grünen Regulierungs- und Verbotswahn etwas Positives abgewinnen können. Eine vordergründig „smarte Regulierung“ wird sogar öffentlich gefordert. Die Forderung nach derartiger Regulierung hat mit fairem Wettbewerb nichts mehr zu tun. Dass der Mittelstand ein „Level playing Field“ benötigt, welches sich gerade durch faire Marktchancen und die unternehmerische Freiheit auszeichnet, wird hier bewusst vergessen.
So werden vor allem die deutschen Mittelständler die Leidtragenden dieser Verbotsvorhaben sein. Wie so oft. Eine Gruppe, die es mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen am Standort Deutschland ohnehin schwer genug hat. Eine solche Regulierung schadet aber nicht nur den Unternehmen, sondern auch den Verbrauchern. In einer Welt mit weniger sichtbaren Marken können große Konzerne ihre Dominanz ausbauen. Dies führt zu einer eingeschränkten Wahlmöglichkeit für Verbraucher und einem Mangel an Wettbewerb auf dem Markt. Schlechte Qualität und hohe Preise sind das Ergebnis.
Befürwortern von Werbeverboten
Daran sieht man auch, dass es den Befürwortern von Werbeverboten in der Industrie keineswegs um den Schutz von Konsumenten geht. Stattdessen entsteht der Eindruck, es könnte hier einzig und allein um Marktdominanz gehen. Man sollte es dann allerdings auch so klar benennen und sich nicht hinter politischer Opportunität verstecken.
Es geht hierbei um alles – nämlich um unser Selbstbewusstsein und unser Selbstverständnis als Branche. Wir brauchen keine moralisierenden Ratgeber oder oberlehrerhafte Attitüden, sondern mehr Freiheit und Wettbewerb auf dem Markt. Das sind wir uns und unseren Kunden schuldig. Und das ist unsere Pflicht als freiheitlich gesinnte Bürger dieses Landes.
Michael von Foerster